Wer als alleinerziehende Mutter eine Berufsausbildung machen möchte, sieht sich Fragen gegenüber, die zunächst unlösbar scheinen: Wie vereinbare ich die Anforderungen einer Ausbildung mit den familiären Aufgaben? Wie schaffe ich das finanziell, wenn ich nicht voll verdiene?
Das Projekt „Duett“ bietet genau in dieser Situation Hilfe an, mit einer „Teilzeitausbildung“: Seit 2015 beraten und unterstützen die Team Training GmbH in Tübingen und der Verein zur beruflichen Integration und Qualifizierung (VBI) in Heidelberg gezielt Alleinerziehende bei der Suche nach einer Ausbildung in Teilzeit.
Gefördert wird das Projekt mit Mitteln des baden-württembergischen Sozialministeriums sowie des Europäischen Sozialfonds (ESF).
Zu einem Fachgespräch im Bürgerhaus Emmertsgrund mit dem Titel „Teilzeitausbildung – eine Erfolgsgeschichte!?“ trafen sich jetzt Experten mit Teilnehmerinnen der Maßnahme, um Erfahrungen auszutauschen und das Angebot in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Denn viele wissen nach wie vor nichts von dieser Möglichkeit – auch Unternehmen nicht, die aber ebenfalls angesprochen sind.
Nach den Worten von Ulrich Renner von Team Training, der die Veranstaltung gemeinsam mit Susanne Vierling, Gleichstellungsbeauftragte im Rhein-Neckar- Kreis, moderierte, zeigen sich viele Arbeitgeber immer noch überrascht, wenn sie von dem Projekt hören. Hier gelte es, die Ressourcen von Teilnehmenden herauszuarbeiten und positive Erfahrungen von Unternehmen weiterzugeben. „Ein Arbeitgeber aus Tübingen meinte, dass die Teilzeitauszubildenden, die in der Regel sechs Stunden bei ihm arbeiten, in dieser Zeit wesentlich mehr hinbekämen als viele andere Auszubildende in acht Stunden“, berichtet Renner.
Wer sein Kind alleine erzieht, keine abgeschlossene Berufsausbildung hat und über einen Schulabschluss verfügt, erfüllt bereits drei wesentliche Voraussetzungen für die „Duett“- Teilnahme. Team Training und VBI kümmern sich dann um alles Weitere, helfen zum Beispiel bei der Organisation der Kinderbetreuung und der Suche nach einer geeigneten Ausbildungsstelle. „Unsere Arbeit findet hauptsächlich im Rahmen von Einzelgesprächen statt“, erläutert Renner. Damit sei gewährleistet, dass man sich individuell auf die Wünsche und Bedarfe der jeweiligen Erziehenden und ihres Familiensystems einstellen könne.
Die dem Gespräch zugeschaltete Heidelberger Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner (Grüne) brachte alleinerziehende Väter ins Gespräch, die die Möglichkeit einer Teilzeitausbildung ebenfalls nutzen sollten. Cornelia Rathgeb vom baden- württembergischen Sozialministerium betonte, dass die Förderung auch einen Beitrag für Kinder leiste, damit diese nicht von Armut betroffen würden. Laut Sozialbürgermeisterin Stefanie Jansen ist Heidelberg bei der Betreuung von über dreijährigen Kindern gut aufgestellt. Und auch in der Altersgruppe der Ein- bis Dreijährigen stehe man spitzenmäßig da.
Für den Tübinger Bundestagsabgeordneten Martin Rosemann (SPD) kommt es nun darauf an, für die Teilzeitausbildung noch mehr Betriebe und auch die Verwaltung zu gewinnen. Erfreut darüber, dass die Förderung jetzt auch Frauen in Bedarfsgemeinschaften umfasst, zeigte sich Sandra Müller-Reinke vom Netzwerk Teilzeitausbildung Baden-Württemberg.
Dass in Heidelberg ein „starkes Netzwerk für alle Bedarfsfragen“ vorhanden sei, betonte Petra Hartwig, Jobcenter-Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt: „Es gibt immer eine Lösung.“ Sechs Frauen, die aktuell eine Teilzeitausbildung absolvieren, berichteten abschließend von meist positiven Erfahrungen. „Ich möchte komplett auf eigenen Füßen stehen“, erklärte eine von ihnen.
Info: Weitere Infos zum Projekt unter www.duett-teilzeitausbildung.de.